Sunday, January 26, 2014

Götze schießt Dortmund auf Platz drei

BVB leidet am Tag der verpassten Chancen

Eine Siegesserie hatten die Borussen aus Dortmund vor dem Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga angekündigt. Doch nach dem Remis gegen einen starken FC Augsburg attestiert Trainer Jürgen Klopp seinem Team eine kollektive Verkrampfung. Und nun?

Als BVB-Trainer Jürgen Klopp nach der Partie schnell von einem" gebrauchten Tag" sprach, hat das niemanden überrascht. Es ist halt suboptimal, auf der Vereinshomepage eine Siegesserie anzukündigen und dann mit einem Unentschieden zu beginnen. Mit 2:2 (1:0) hat sich die Borussia am Samstag vor 80.445 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion vom FC Augsburg getrennt. Das ist keine Schande, aber zu wenig gemessen an dem, was sich der BVB für den Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga vorgenommen hatte.

Nach zuletzt drei Heimniederlagen gegen den FC Bayern, Bayer Leverkusen und Hertha BSC hatte Klopp gesagt: "Ich möchte nicht, dass jemand nach Dortmund fährt und mit drei Punkten rechnet. Das ist unser Fehler, dass sich das eingeschlichen hat." Nach dem Remis gegen effektive Augsburger, dem vierten sieglosen Heimspiel in Serie, sagte Torhüter Roman Weidenfeller: "Unser Stadion ist ein Selbstbedienungsladen. Das darf nicht passieren." Für BVB-Kapitän Sebastian Kehl fühlte sich das Unentschieden "wie eine Niederlage" an.

Nicht unwahrscheinlich ist, dass sich nun auch die Eintracht aus Frankfurt am 15. Februar in Dortmund etwas ausrechnet. Da kann die Borussia fast froh sein, dass in Braunschweig und in Bremen zunächst zwei Partien in der Fremde anstehen.

Nächste Hiobsbotschaft droht

Jakub Blaszczykowski wird dann nicht dabei sein. Der Mittelfeldspieler musste gegen Augsburg schon nach fünf Minuten mit Schmerzen im rechten Knie ausgewechselt werden. Die niederschmetternde Diagnose lautet: Kreuzbandriss und damit Saison.

Die große Frage lautet ohnehin: Was ist nur los mit diesem BVB, der den Kampf um die Meisterschaft längst aufgegeben hat? Und sich mit dem Gedanken beschäftigen muss, nicht viel besser als der FC Augsburg zu sein, der sich mit kluger Taktik, diszipliniertem Spiel und dem Kunststück, zwei Tore aus einer Chance zu machen, das Remis redlich verdient hatte. Die Dortmunder waren mit ihrem sichtbar angeknacksten Selbstbewusstsein nicht in der Lage, ihr Spiel ordentlich und damit erfolgreich durchzuziehen. "Man hat gespürt, wie verunsichert die Dortmunder sind", konstatierte Augsburgs Jan-Ingwer Callsen-Bracker.

Darunter leidet auch die berüchtigte Spielwut der Borussia. Beide Tore des BVB resultierten aus Standards. Beim frühen 1:0 durch Sven Bender hatte Marco Reus den Ball per gedankenschnellem Freistoß aus dem Mittelfeld vorgelegt. In der 66. Minute verwandelte Nuri Sahin seinen Freistoß direkt zum 2:1. Allerdings: Beide Tore von Augsburg schossen ebenfalls Dortmunder. Erst erneut Bender (56.), der diesmal ins falsche Netz traf. Dann der künftige BVB-Profi Dong-Won Ji (72.), der 120 Sekunden nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Ballkontakt den 2:2-Endstand besiegelte.

"Zum Schluss war es wild"

Und so redete Weidenfeller, meist ein Freund offener Worte, nicht lange drum herum: "Wir haben wieder komplett den Faden verloren und zum falschen Zeitpunkt die falschen Mittel angewandt. Wir brauchen wieder den klaren Blick. Wir verlieren vorne zum Teil fahrlässig den Ball und kommen dann nicht mehr in die Aktionen rein." Will meinen: Der BVB ließ viel von der spielerischen Leichtigkeit vermissen, die ihn zu besseren Zeiten ausgezeichnet hat. Trainer Klopp attestierte seinen Spielern eine kollektive Verkrampfung.

"Die Mannschaft wollte unbedingt, aber dabei ist das Gegenteil herausgekommen. Gegen Ende wurde es nicht besser, sondern immer schlimmer. Zum Schluss war es wild." Er wirkte ein wenig ratlos. Auf die Frage, wie er seinen Spielern denn nun helfen wolle, sagte er erst einmal, was er ausschließt: "Wir werden sicherlich nicht im Kreis tanzen und uns kommende Woche in Braunschweig bunte Kappen aufsetzen." Ansonsten aber gelte: "Das ist die Quadratur des Kreises." Verordnete Lockerheit - das klappt auch beim BVB nicht.

Dabei ist die Borussia sogar dank des Punktes in der Tabelle an der Namenscousine aus Mönchengladbach vorbei auf Platz drei geklettert. Die hatte am Freitag gegen den FC Bayern mit 0:2 verloren, ein ehemaliger Dortmunder erzielte das erste Tor. So gesehen hat der in Westfalen mittlerweile wenig gelittene Mario Götze die Borussia auf Platz drei geschossen. Noch ärgerlicher aber ist es für die Dortmunder, dass sie es verpasst haben, näher an die Konkurrenz aus Leverkusen heranzurücken, die beim SC Freiburg verlor. Und sie verpassten es, den Abstand auf den VfL Wolfsburg zu vergrößern, der daheim Hannover 96 unterlag. Es war ein Tag der verpassten Chancen. Ein gebrauchter Tag eben.

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