Die Meisterschaft ist entschieden, doch Prestige bleibt Prestige. Für den BVB kam die Partie gegen den lustlosen Triple-Gewinner wie gerufen.
"Herzlich Willkommen beim Deutschen Meister 2014" – mit diesem Banner rund um die Arena wurde Borussia Dortmund vor der Partie beim FC Bayern München empfangen. Ausgerechnet vor dem Spitzenspiel sollten die Schwarz-Gelben gereizt werden, mutmaßten einige Medienkollegen. Die Elf von Jürgen Klopp ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken, im Gegenteil: Der BVB zeigte den müden Bayern-Beinen, dass er es immer wieder schaffen wird, den Triple-Gewinner zu ärgern.
Ausverkauftes Haus, prächtige Stimmung, zahlreiche BVB-Fans dabei – alles war angerichtet für ein Topspiel. So richtig Lust hatte darauf scheinbar nur eine Mannschaft. Die Klopp-Truppe zeigte von der ersten Minute an eine leidenschaftliche, aggressive Vorstellung und ließ die Gastgeber erst gar nicht zur Entfaltung kommen: "Ich glaube, nicht nur Bayern war überrascht, dass wir von der ersten Minute an draufgegangen sind. Wir wollten keine Kräfte schonen für Dienstag, wir wollten volles Risiko spielen und sind für die Taktik des Trainers belohnt worden", meinte Roman Weidenfeller nach der Partie.
Die Bayern sind damit seit vier Spielen in der Allianz Arena gegen den BVB ohne Sieg, in der Bundesliga war es die zweite Niederlage in Folge. Der BVB legte die richtige Einstellung an den Tag, die Bayern hatten viele Dinge im Kopf, nur scheinbar nicht die Partie gegen den Rivalen. "In einem Spiel ist alles möglich, das haben wir heute gezeigt. Wir sind ein sehr großes Risiko gegangen und haben überzeugt. Kämpferisch war das eine ganz starke Leistung. Da sieht man einfach, was der Teamgeist bei uns bewirkt", lobte ein zufriedener Weidenfeller den Teamspirit.
Und die Bayern? Klar, die Meisterschaft ist eingetütet, da sollte man die Partie nicht an die große Glocke hängen – angefressen waren die Profis dennoch. Franck Ribery ging gereizt durch die Mixed Zone, von Robben und Martinez war nichts zu sehen. Einzig Thomas Müller, Philipp Lahm und Toni Kroos stellten sich den Fragen der Journalisten: "Vor unseren eigenen Fans haben wir uns was ganz anderes vorgestellt. 3:0 gegen Dortmund, unseren Rivalen aus den letzten Jahren – da hat einiges nicht gepasst. Wir waren mannschaftlich nicht frisch und nicht so gierig, wie wir das eigentlich sein wollten und wollen", so ein selbstkritischer Thomas Müller.
Schock nach dem Rückstand
Es war durchaus überraschend, die Bayern im eigenen Stadion so unterlegen zu sehen. Dabei war die Passquote mit 685 gewohnt hoch, der BVB brachte es gerade einmal auf 283. Diese Statistik zeigte jedoch, wie stark der BVB gegen den Ball gearbeitet hat: "Nach dem 0:1 war aus meiner Sicht ein kleiner Schock festzustellen, dann hat Dortmund das Heft in die Hand genommen und wir haben kein richtiges Mittel gefunden", fügte Müller hinzu.
Klopp nach 3:0-Sieg: "Eigentlich alles perfekt" - Goal
"Es geht nicht alles von alleine, das haben wir auch nach der Siegesserie betont. Dass es mental nicht ganz einfach ist, darf keine Ausrede sein. Wir wollen eigentlich jedes Spiel gewinnen, aber aktuell fehlt die letzte Gier. Das Problem, dass die Luft draußen ist, kriegen wir aktuell nicht in den Griff", so die deutlichen Worte des 24-Jährigen. Toni Kroos brachte es auf den Punkt: "So ein Spiel gegen Dortmund zu Hause will man sicherlich nicht 0:3 verlieren."
Kein Einstellungs-Problem
Nuri Sahin glaubt indes nicht an eine zu lasche Einstellung des Gegners: "Wir wollten draufgehen und jagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Spieler von Bayern das Spiel auf die leichte Schulter genommen hat. Wir sind Profis und müssen in jedem Spiel alles geben. Heute waren wir der verdiente Sieger."
In der wichtigsten Phase der Saison leistet sich der Triple-Gewinner eine Auszeit. In der Champions League sahen die Zuschauer teilweise das alte, dominierende Gesicht der Bayern, aber insgesamt wirkt die Elf von Pep Guardiola müde und uninspiriert. Wenn es drauf ankommt, ist der Tabellenführer da, doch es dauert derzeit zu lange, bis die Bayern auf Hochtouren laufen. Die Partie gegen den BVB ist abgehakt, aber wenn sich die Münchener wieder einen Patzer leisten, erkennt man einen roten Faden, der Pep das Triple kosten könnte.
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