Tuesday, February 25, 2014

Borussia Dortmund in der Einzelkritik

Reus brennt, Lewandowski hämmert Russen-Rasen

Der Reißnagel Borussia Dortmund bohrt sich viermal ins St. Petersburger Fleisch - dank seiner Offensiv-Stars. Einer streichelt den Ball dabei zu neuen Lust-Höhen.

Dortmund steht so gut wie im Viertelfinale der Champions League, dank eines 4:2 im Achtelfinal-Hinspiel bei Zenit St. Petersburg. Wer glänzte, wer feuerte, wer gelte und wer perlte: die Einzelkritik.

Roman Weidenfeller
Sehr undankbar das alles an diesem russischen Abend für den BVB-Torhüter. Bekam erst nichts zu tu und dann den Ball zweimal ins Netz. Überzeugte dafür mit neuer Halb-Gel-Frisur, die hinten den ungezähmten Weidenfeller-Locken noch genug Platz zur Entfaltung ließ, um das Spiel als Erfolg für ihn durchgehen zu lassen. Note 3

Lukasz Piszczek
Kam zu Beginn ein paarmal durch, dann verlor sein Offensiv-Flüsslein an Kraft und blubberte in den Rasen hinein. Konzentrierte sich fortan hauptsächlich auf hervorragende Defensiv-Arbeit. Zog die Kacheln hoch und ließ jeden russischen Angriff über seine Seite abklatschen und herunterperlen. Als die Borussia anfing, sich etwas zu sorgen nach dem Anschlusstreffer, schwappte Piszczek wieder nach vorne und legte für Lewandowski auf. Vor dem Elfmeter für die Gastgeber rannte Faisulin in ihn hinein, sehr harte Foul-Entscheidung. Note 3

Sokratis Papastathopoulos
Guter Mann, ordentliches Spiel. Was man halt so schreibt, wenn ein Innenverteidiger kaum etwas zu tun hat. Wäre da nicht das Gegentor gewesen, vor dem der Grieche den Ball vollendet veredelt herschenkte. Insgesamt aber zweikampfstark und autoritär im eigenen Spiel. Note 3

Manuel Friedrich
Friedrich gegen Hulk, da musste man sich vor dem Spiel gar keine Vergleiche ausdenken. Friedrich gegen Hulk ist der Vergleich. Wenn man also beim Sonntagsspaziergang eine Bulldogge einen rosa Pudel zerfleischen sieht und die Bulldogge tritt im Blutrausch aus Versehen noch auf eine Ameise – dann lässt sich sagen: „Ach guck mal, Oma, das ist wie Friedrich gegen Hulk!“ Also die Dogge gegen die Ameise. Alles Blödsinn. Hulk nämlich hatte bis auf seinen Elfmeter nichts zu melden. Note 2

Marcel Schmelzer
Offensiv auffälliger als auf der anderen Seite Piszczek, er stellte sich einfach in den Raum vorne rein, was die St. Petersburger schon überforderte. Ein wichtiger Teil der Dortmunder Jagd-Strategie, die Russen wurden zu kleinen Klumpen gepresst. Köpfte aber vor dem ersten Gegentor den Ball zu lasch weg. Note 3

Nuri Sahin
Pinzettete zu Beginn ein paar Pässe aus dem rechten großen Fußnagel, für die andere der Ehefrau eine Niere als Pfand abschwatzen würden. Es folgte ein Abenteuer-Pass rückwärts, die Kollegen freuten sich über endlich ein bisschen Aufregung in der eigenen Hälfte. Note 3

Sebastian Kehl
Dass Zenit in der Mitte nach Luft japste, lag auch am BVB-Kapitän. Der Reißzwecken im Petersburger Fleisch. In der zweiten Halbzeit verlor er kurz die Orientierung, fing sich aber spätestens nach dem vierten Dortmunder Treffer wieder. Note 3

Marco Reus (bis 85. Minute)
Brrrrmmmpschschsch! ging die Reus-Rakete ab, brannte Zenit-Innenverteidiger Criscito mit ihrem Feuerschweif ein Loch in die Brust, rum um Luis Neto, ab für Mchitarjan. Das zweite Tor schoss er derart wuchtig, dass sein blondiert-gewachster Kamm auf dem Kopf freudig wippte. Das Spektakel in der zweiten Hälfte fand dann weitgehend ohne Reus statt, er jagte aber immer noch jedem Ball mit vollem Einsatz hinterher. Note 2

Henrich Mchitarjan (bis 70. Minute)
Neben Reus der Mann der ersten Überfall-Minuten. Neben seinem Tor zum 1:0 wurde ein paar Sekunden später ein feiner Lauf über rechts zu Mickys Meisterwerk. Das musste aber auch schon reichen, darüber hinaus kam der Armenier kaum noch ernsthaft ganz nach vorne. Note 2

Kevin Großkreutz (bis 90+1. Minute)
Die Nummer vor dem zweiten BVB-Böller lässt er sich patentieren. Kevinho Grossão verpasste dem Ball den Orgasmus seines Lebens, indem er ihn mit dem rechten Außenrist genau am rechten Punkt streichelte. Noch hinter dem Tor war ein Schrei gemischt aus Glück, Fassungslosigkeit und Hunger zu hören. Zum Glück endet die Analogie hier, denn wem nach dem Höhepunkt von Mchitarjan mit links ins Gesicht gebrettert wird, der entsagt der fleischlichen Lust. Großkreutz hat einfach Lust auf die Champions League, das sieht man in jedem Spiel. Note 2


Robert Lewandowski
Hatte zunächst mal wenig zu tun, die anderen in der Offensive machten das schon. Vor dem 1:0 schickte er Reus allerdings sehenswert per Hacke los. Dann plötzlich! Ein Sturmlauf! Die Mittelläufer im Nacken, hämmerten seine Stollen in Russlands Rasen. Doch da! Ein Lodygin, mehr Baum als Mensch, stellt sich in den Weg. Fürs Erste war es das, bis er einen Piszczek-Pass von rechts so frei annahm, dass er dem Ball erst noch eine Widmung mit Herzchen auf dem i ins Tor mitgab. Zehn Minuten später war der Pole wieder Dortmunds Lösung des russischen Anschlusstreffer-Rätsels. Note 1

Pierre-Emerick Aubameyang (ab 70. Minute)
Schaffte es, 20 Minuten lang dem Geschehen aus dem Weg zu gehen. Ohne Note

Jonas Hofmann (ab 85. Minute)
Hielt den Ball ein paar mal gut, wie ein Original-Champions-League-Achtelfinalist. Ohne Note

Erik Durm (ab 90+1. Minute)
Wird dem Großneffen seines Nachbarn mit einem Lächeln im Gesicht nichts von diesem Spiel erzählen. Ohne Note

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