Sunday, January 12, 2014

Um seine Stars zu halten, muss der BVB Titel holen

Nach dem Abgang von Lewandowski droht dem BVB der Verlust von zwei weiteren Stars. Reus und Gündogan sollen unbedingt gehalten werden, doch dafür müssen möglichst Titel her. Wie soll das gehen?

Jürgen Klopp war nicht zu bremsen. Lautstark rief er Anweisungen über den Trainingsplatz, immer wieder unterbrach er die Einheit in La Manga/Spanien, Borussia Dortmunds Winterquartier. Dann knöpfte sich der Trainer seine Spieler einzeln vor.

Dabei überwand Klopp selbst sprachliche Barrieren scheinbar mühelos. So bekamen auch Henrikh Mkhitaryan (Armenien) und Pierre-Emerick Aubameyang (Gabun) auf durchaus eindringliche Art dargelegt, worauf es ankommt.

Die beiden Offensivspieler sind des Deutschen noch nicht mächtig, aber egal, Klopp und Dolmetscher Massimo Mariotti redeten teilweise zugleich auf das Duo ein. Und die Gestik, die Klopp dabei an den Tag legte, war durchaus südländischer Prägung, temperamentvoll also.

Team ohne Tugenden

"Wer das gesehen hat, der weiß auch, was dem Trainer in dem einen oder anderen Spiel der Hinrunde gefehlt hat", sagte Sportdirektor Michael Zorc, der gemeinsam mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den entschlossenen und emotionalen Auftritt Klopps vom Rande des Platzes aus verfolgt hatte.

Die Mannschaft habe speziell gegen Ende des Jahres 2013 Dortmunder Grundtugenden vermissen lassen. Und zu denen, so Zorc, zähle unverändert die "absolute und 100-prozentige Bereitschaft, sich einzubringen". Dies, befand auch Watzke, habe sich in der Rückrunde zu ändern.

Es gibt in den Tagen von La Manga, wo der BVB noch bis kommenden Freitag Quartier bezogen hat, einiges aufzuarbeiten. Wie ist es zu erklären, dass der nach eigenem Empfinden einzig legitime Bayern-Jäger in der Bundesliga sogar hinter die Konkurrenz aus Leverkusen und Mönchengladbach zurückgefallen ist? Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?

BVB wirkt überspielt

"Ich habe keinen gesehen, der mit guter Laune in Winterurlaub gegangen ist", sagte Zorc, kein Dortmunder habe "komplett unbeschwert" Weihnachten gefeiert. Zu tief nage der Frust darüber, den in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegenen Ansprüchen zuletzt nur teilweise gerecht geworden zu sein.

In der Champions League, wo sich das Team in einer schweren Vorrundengruppe behauptet hatte, sei das Soll zwar erfüllt worden, sagte Watzke: "Aber Platz vier in der Bundesliga ist nicht unser Anspruch."

Dies soll der Mannschaft bis zum Rückrundenstart am 25. Januar gegen den FC Augsburg bewusst gemacht werden – auf dem Trainingsplatz und darüber hinaus. Den Profis, die gegen Ende der Hinrunde ausgelaugt und überspielt gewirkt hatten, soll eingeimpft werden, dass das Projekt Borussia Dortmund auch künftig eines der spannendsten im europäischen Fußball sein kann.

Watzke gibt sich trotzig

Die Strahlkraft des BVB dürfe auch nach dem nun feststehenden Wechsel von Torjäger Robert Lewandowski zum FC Bayern nicht verlöschen. Da ist sich die Führungsriege einig.

Nach ihrem Dafürhalten gibt es jedoch keinen Anlass für Katerstimmung. Selbst wenn in dem Polen nun ein weiterer Schlüsselspieler im Sommer gehen werde. "Wie viele Vereine gibt es denn in Europa, die nicht Spieler an andere Topvereine verlieren? Das sind vielleicht drei", sagt Watzke trotzig.


Selbst Real Madrid müsse, wenn es sich einen neuen Topstar wie Gareth Bale leiste, eine Gegenfinanzierung durch den Verkauf von Mesut Özil vornehmen. Auch die Bayern hätten in der Vergangenheit immer wieder wichtige Spieler an ausländische Spitzenvereine verloren. Und auch dies hätte sie nicht davon abgehalten, weiterhin erfolgreich zu sein, dozierte Watzke.

Genug Geld für Transferhammer

Die Dortmunder, so der BVB-Boss, stünden mit ihren Problemen also nicht allein da. Auch nach Lewandowski werde das Leben weitergehen. "Natürlich werden wir im Sommer investieren", kündigte der Geschäftsführer für die kommende Saison eine Transferoffensive an.

Weil für Lewandowski, dessen Vertrag ausläuft, keine Ablöse mehr erzielt werden kann, sind die wirtschaftlich wieder kerngesunden Borussen auch bereit, "netto in Vorlage" zu gehen, wie Watzke es nannte. Es seien genug Rücklagen gebildet worden, um bei der Verpflichtung eines Nachfolgers für den Torjäger richtig zuschlagen zu können.

Mit diesen Ankündigungen will Watzke auch umworbenen BVB-Spielern wie Ilkay Gündogan und Marco Reus aufzeigen, dass sie nicht unbedingt den Verein wechseln müssen, um weiterhin erfolgreich Fußball spielen zu können. Auch in der Zukunft werde es in Dortmund eine Mannschaft geben, die national wie international höchsten Ansprüchen gerecht werden kann.

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