Auch nach 13 Jahren bei Borussia Dortmund kann Sebastian Kehl an sich keine Abnutzungserscheinungen feststellen. "Ich bin voll im Saft und voller Motivation", sagt er – und würde gern verlängern.
Es ist so etwas wie die Gelassenheit des Alters, die bei Sebastian Kehl dazu führt, dass sich der Fußballspieler nicht verrückt machen lässt. Selbst wenn es um offensichtliche Falschmeldungen in eigener Sache geht.
"Die Meldung hat mich etwas irritiert", sagt Borussia Dortmunds 33 Jahre alter Kapitän, nachdem vor einigen Tagen Spekulationen kursierten, dass sein zum Saisonende auslaufender Vertrag nicht mehr verlängert wird. "Ich spüre in diesem Verein unverändert große Wertschätzung", sagt Kehl: "Und Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Jürgen Klopp haben mir gesagt, dass wir uns zeitnah zusammensetzen, um über die Zukunft zu reden." Entschieden ist demnach noch nichts.
Möglicherweise wird es noch in La Manga/Spanien, wo der BVB noch bis Freitag sein Wintertrainingslager absolviert, zu einer Unterredung kommen, an deren Ende eine Fortsetzung der Zusammenarbeit steht. Sollte er tatsächlich im Sommer noch einmal für ein Jahr verlängern, wäre er bei Vertragsende vierzehneinhalb Jahre im Verein.
"Freue mich auf das, was noch kommt"
Und Kehl, neben Roman Weidenfeller dienstältester Borusse, fühlt sich weiterhin fit genug für Spitzenfußball. "Ich bin voll im Saft und voller Motivation", sagt der Ex-Nationalspieler, der keinerlei Abnutzungserscheinungen bei sich feststellen kann. "Ich freue mich auf das, was noch kommt", sagt er. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass er damit zumindest eine weitere Saison in Dortmund meint.
Kehl wirkt wie ein wandelnder Anachronismus in einer Branche, die immer mehr dem Jugendwahn verfällt. Wenn anderswo darüber spekuliert wird, ob Profis, die sogar einige Jahre jünger sind als er, den immer komplexeren Anforderungen noch gewachsen sind, stellt Kehl für Jürgen Klopp eine wertvolle Alternative dar. Und das im defensiven Mittelfeld, einer äußerst anspruchsvollen Position.
Gerade dieser Job, auf dem neben strategischen Fähigkeiten auch körperliche Robustheit nötig ist, fordert einen hohen Tribut. Bayerns Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira von Real Madrid, zwei von mehreren Nachfolgern Kehls in der Nationalmannschaft, plagen sich derzeit mit schweren Verletzungen. Ilkay Gündogan, einer seiner direkten Konkurrenten beim BVB, kämpft derzeit nach einer langwierigen Rückverletzung für sein Comeback. Am fittesten von ihnen ist derzeit Kehl.
Wechselt Gündogan im Sommer?
Es ist also gut möglich, dass der 31-malige Nationalspieler auch weiterhin gebraucht wird, zumal Gündogan Wechselabsichten nachgesagt werden. Der Routinier blickt den Gesprächen mit der Vereinsführung möglicherweise auch deshalb recht zuversichtlich entgegen.
Außerdem ist Kehl auch nach 313 Bundesligaspielen noch ehrgeizig. Das 24. Trainingslager, das er gerade als Borusse absolviert, sei deshalb von großer Bedeutung. Hier in La Manga soll der Grundstock für eine überzeugende Rückrunde gelegt werden. "Wir hatten in der Hinrunde einige Schwachstellen, an denen arbeiten wir", sagt er. Sowohl die Defensivarbeit als auch Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor seien verbesserungswürdig.
Ob Kehl, der am 13. Februar 34 Jahre alt wird, noch Ziele hat? "Natürlich", antwortet der Vater von zwei Kindern. Platz zwei in der Meisterschaft gehöre ebenso dazu wie das Überstehen des Achtelfinals in der Champions League, wo der BVB auf St. Petersburg trifft. Gegen "ein bisschen mehr" hätte er natürlich nichts einzuwenden, so Kehl. Nur möchte er darüber nicht sprechen.
Die Bescheidenheit hat er in 13 Jahren in Dortmund allemal verinnerlicht.
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