Tuesday, January 7, 2014

BVB: 1a und 1b für Lewandowski?

Dortmund auf Stürmersuche


Anders als im Fall Mario Götze konnte sich Borussia Dortmund seit längerer Zeit nach einem Nachfolger für Robert Lewandowski umsehen. Unabhängig davon, wer letztlich der Ersatz des Polen sein wird, spricht vieles dafür, dass der BVB mit einer neuen Sturmkonstellation in die kommende Saison gehen könnte.

Im Fall Mario Götze glich es einer Sensation. Als dessen Wechsel zum FC Bayern München im vergangenen April publik wurde, waren lediglich ein paar Eingeweihte beim BVB auf diese Nachrichten vorbereitet. Auch die anschließende Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich zäh, schließlich sollte Götze ja ein wichtiger Baustein der Borussia für die kommenden Jahre sein.

So gesehen ist die glasklare Sachlage um Robert Lewandowskis Transfer zum deutschen Rekordmeister ein Vorteil für Dortmund. Der Verein wusste längst über alles Bescheid und schielt schon seit geraumer Zeit auf mögliche Kandidaten für den Kader der nächsten Saison. Durch die offizielle Verkündung des Wechsels hat sich für die Verantwortlichen beim BVB, was die Suche nach dem nächsten Lewandowski angeht, rein gar nichts verändert.

Und deshalb verfällt man bei den Westfalen auch nicht in Hektik: "Wir schauen seit langem, schauen uns verschiedene Spielertypen an", verkündete Trainer Jürgen Klopp bereits, "wir wollen da keine falsche Entscheidung treffen."

"Arbeiten mit Hochdruck"

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gibt einen Einblick in die aktuelle Phase der Suche: "Unser Sportdirektor Michael Zorc arbeitet mit Hochdruck daran, eine Alternative zu finden."

Die große Frage wird am Ende aller Überlegungen sein: Wer kann Lewandowski überhaupt adäquat ersetzen? Es gibt zwar ähnliche Spielertypen, doch eine "ausgelernte" Kopie des 25-Jährigen ist nicht gerade in Sicht. "Man findet vielleicht einen anderen, der einen anderen Mittelstürmer-Stil spielt, auf den man sich dann einstellt", sagt Watzke.

Gerüchte gibt es daher zuhauf, hartnäckig hält sich die Personalie Kevin Volland. Der 21-Jährige steht zwar noch bis 2017 in Hoffenheim unter Vertrag, doch im Kraichgau weiß man natürlich längst um die Begehrlichkeiten und vor allem die Schwere der Aufgabe, Volland bei sich zu behalten.

Der Spielertyp Volland würde sehr gut zur Borussia passen, auch aus Sicht des U-21-Kapitäns wäre ein Wechsel zu einem Klub wie dem BVB der nächste logische Schritt in seiner Entwicklung. Volland wäre vor allem aufgrund seiner Polyvalenz ein geeigneter Kandidat, weil er sowohl auf beiden Außenbahnen als auch als hängende Spitze oder klassische Neun im Zentrum auflaufen kann.

Was dem BVB in die Karten spielen könnte ist der gute Draht zum Management Vollands, sein Berater Thomas Kroth ist ein Ex-Mitspieler und guter Freund von Sportdirektor Michael Zorc. Beide fädelten bereits den Deal mit Shinji Kagawa ein.

Denkbar ist, dass Dortmund zur kommenden Saison eine andere Konstellation im Angriff aufbieten wird. Darauf deutet auch Watzkes Aussage hin: "Möglicherweise holen wir auch mehr als einen Stürmer. Wenn wir wollen, können wir eine ganze Menge bewegen."

Was passiert mit Julian Schieber?

Diese Überlegung macht Sinn, weil momentan der Qualitätsunterschied zwischen Stürmer Nummer eins (Lewandowski) und Stürmer Nummer zwei (Julian Schieber) einfach zu eklatant ist. Lewandowski muss alle wichtigen Partien durchspielen und bekommt kaum eine Pause, er ist im Grunde der einzige, der von einer Rotation ausgeschlossen ist.

Inwiefern Schieber bei einer Neuaufstellung im BVB-Sturm überhaupt noch eine Chance hat, ist zwar spekulativ, doch ein drittes Jahr ohne Perspektive auf ein deutliches Mehr an Einsätzen dürfte sich der gebürtige Schwabe nicht mehr antun wollen. Nur 33 Bundesligaminuten stehen nach der Hinrunde für Schieber auf dem Konto, von hinten macht zudem Eigengewächs Marvin Ducksch viel Druck.


In der 3. Liga machte der Angreifer in dieser Saison den komplettesten Eindruck aller Dortmunder Reservespieler, schoss bereits acht Tore und ist mit ein Garant dafür, dass die U 23 derzeit die beste Zweitvertretung einer Profimannschaft in Deutschland ist. Zu Beginn der Saison hatte Ducksch Schieber bereits zeitweise den Rang abgelaufen, Klopp hält große Stücke auf ihn.

Weniger Monotonie ohne Lewy

Daher ist es wahrscheinlich, dass Schieber im Sommer woanders sein Glück versucht und Ducksch von den Amateuren dauerhaft in den Profikader hochgezogen wird - als klarer Stürmer Nummer drei, der in der Rangfolge hinter einer 1a (dem Lewandowski-Ersatz) und 1b (Volland?) auf Einsätze lauert.

Der Vorteil der 1a-und-1b-Lösung wäre neben einem geringeren Leistungsverlust unter den beiden Spielern auch die Möglichkeit der Rotation sowie eine generelle Variabilität im Dortmunder Angriffsspiel, welches durch die vollkommene Konzentration auf Lewandowski derzeit eine gewisse Monotonie mit sich bringt.
Die Antwort auf die Frage, wer die 1a letztlich wird, wird sicherlich noch einige Wochen auf sich warten lassen. Da der BVB wie so oft bei Transfers keinerlei Wasserstandsmeldungen abgibt und häufig mit der finalen Lösung überrascht, wird die Gerüchteküche in den kommenden Wochen wieder an Fahrt aufnehmen und wohl erst verstummen, wenn der neue Mann offiziell präsentiert wird.

Dzeko, Ramos, Benteke - wer passt am besten?

Einige Namen halten sich - wie der von Volland - allerdings seit einer ganzen Weile. Portos Jackson Martinez gehört dazu, doch neben einer exorbitanten Ausstiegsklausel (40 Millionen Euro) bleibt die Ungewissheit, wie schnell der Kolumbianer in der für ihn ungewohnten Bundesliga funktionieren würde.
Auch der Name Edin Dzeko fällt immer wieder. Dieser Transfer wäre zwar auch kostenintensiv, hätte aber den Vorteil, dass man bei Dzeko wüsste, was man bekommt. Der Bosnier kennt die Liga durch seinen Aufenthalt beim VfL Wolfsburg bestens, äußert sich nicht abgeneigt über eine mögliche Rückkehr und ist trotz seiner Größe ein mitspielender Stürmer, für den der BVB am wenigsten an seinem Spiel verändern müsste.

Zuletzt wurde auch der Herthaner Adrian Ramos mit der Borussia in Verbindung gebracht. Der Rechtsfuß überzeugte in der Hinrunde mit elf Treffern und wäre wie Dzeko und Lewandowski kein typisches Strafraummonster. Ramos spielte in der Hauptstadt zudem bereits auf mehreren Positionen und wäre zumindest in finanzieller Hinsicht ein durchaus möglicher Kandidat.

Der "Kicker" brachte am Montag zudem Aston Villas Christian Benteke wieder ins Spiel, ein Interesse am bulligen Belgier wurde dem BVB bereits im letzten Sommer nachgesagt. Allerdings hat dieser bis auf seine Länderspiele und ein paar Qualifikationsduelle keinerlei internationale Erfahrung vorzuweisen und dürfte dazu nicht ganz billig sein.

"Bezahlbar mit Potenzial zur Weltklasse"

"Bezahlbar mit Potenzial zur Weltklasse", skizzierte Watzke bereits ein mögliches Profil, weiß aber selbst nur zu gut, dass er nicht allein auf der Suche nach Spielern dieser Kategorie ist. Und die wird in jeder Hinsicht schwierig. Dortmund ist finanziell mittlerweile gesundet, man weiß, dass der Klub händeringend nach einem neuen Stürmer sucht. Das macht die Ausgangslage in Verhandlungen nicht einfacher. Der BVB könnte deshalb gezwungen sein, erneut tief in die Schatulle zu greifen.

Doch vielleicht kommt ja doch alles ganz anders: "Unseren Weg zeichnet doch aus, dass wir Spieler in der Regel nicht dann geholt haben, wenn sie 40 Millionen kosteten, sondern wenn es vier Millionen waren. Und sie dann entsprechend entwickelt haben", sagt Watzke. Zeit, die richtige Entscheidung zu treffen, ist jedenfalls genug.

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