Oliver Kirch, lange ein Synonym für fehlende Breite des Dortmunder Kaders, ist längst zur wertvollen Alternative im defensiven Mittelfeld geworden. Ein neuer Vertrag ist nur noch eine Frage der Zeit.
Für Oliver Kirch war es ein weiterer bedeutender Moment innerhalb von nur wenigen Wochen. "Wenn du für einen Verein spielst, willst du auch mindestens ein Tor gemacht haben", sagte der Mittelfeldspieler und wirkte dabei gar nicht verblüfft, dass ihm auch dies noch gelungen war.
Denn so schwer war es gar nicht, zusätzlich auch noch den Beweis von Torgefährlichkeit zu erbringen: Eine maßgerechte Freistoßflanke von Marco Reus – Kirch, am kurzen Pfosten stehend, musste nur ein bisschen hochspringen und den Ball mit dem Kopf leicht touchieren, schon waren die Leverkusener Verteidiger und Torwart Bernd Leno irritiert. Eine einstudierte Variante, die zum wiederholten Male in der Rückrunde zu einem Dortmunder Treffer geführt hatte.
"Wir wissen mittlerweile, wie Marco die Dinger schießt, da müssen wir noch den Kopf hinhalten", kommentierte Kirch bescheiden: "Das war nicht gezielt, aber für einen Torwart ist es sehr schwer, da noch zu reagieren."
Auch wenn er es kleinredete – Kirch hatte nicht nur aufgrund seines ersten Tores während seiner knapp zweijährigen Zugehörigkeit zum BVB großen Anteil am 2:2 (1:2) in Leverkusen. Aus dem Dauerreservisten, der lange Zeit als Synonym dafür herhalten musste, dass die Dortmunder in der Breite eben doch nicht so stark besetzt seien, ist längst eine wertvolle Alternative im defensiven Mittelfeld geworden.
"Ich habe mir unser Spiel einverleibt"
"Ich bewege mich hier auf einem hohen Niveau, mit Weltklassespielern, mit denen ich mich täglich messen kann", sagt der 31-Jährige, dessen Karriere offenbar erst im gesetzteren Profialter so richtig Fahrt aufzunehmen scheint. Er habe viel Zeit gehabt, um die Dortmunder Spielphilosophie zu adaptieren, sich einzufinden. Dies sei ihm mittlerweile gelungen, sagt Kirch: "Ich habe mir unser Spiel einverleibt." Dies hätte gedauert, auch anderen Dortmunder Zugängen sei dies nicht anders ergangen.
Trotzdem verblüfft die Leistungsexplosion von Kirch mehr als bei anderen. Kam sie doch mit solch einer Wucht, dass sie selbst internationale Kritiker verblüffte. Beim 2:0 gegen Real Madrid, dem Rückspiel im Viertelfinale der Champions League, in dem die Borussen fast doch noch das Halbfinale erreicht hätten, machte er sein bestes Spiel: Als einziger Sechser entwickelte er strategische Fähigkeiten, die ihm kaum jemand zugetraut hätte. Mit seiner Leistung stellte er gar sein Pendant beim Gegner, Xabi Alonso, in den Schatten.
"Er hat die beste Entwicklung durchgemacht, die je ein 30-Jähriger durchgemacht hat", sagte Jürgen Klopp, musste sich aber von Kirch korrigieren lassen. Schließlich sei er ja schon 31, so der frühere Gladbacher, Bielefelder und Kaiserslauterer.
Ob er sich darüber ärgert, dass er erst so spät zu solchen Leistungen fähig ist, wurde Kirch anschließend oft gefragt. "Das wäre doch völlig falsch", entgegnete er mindestens genauso oft: "Ich kann mich nur freuen und verspüre auch so etwas wie Genugtuung." Der allgemeine Zuspruch tut ihm gut, lässt sein lange Zeit unterentwickeltes Selbstvertrauen weiter wachsen. "So kann es gerne weitergehen", sagt Kirch: "Obwohl bei mit eine 3 vorne steht, war ich körperlich nie fitter."
Sahin ist sicher: "Der bleibt"
So ist auch davon auszugehen, dass Kirch seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag schon bald verlängern wird. "Der bleibt", wagte Nuri Sahin am Samstag bereits eine Prognose, der auch Sportdirektor Michael Zorc nicht wirklich zu widersprechen wagte. Im Grund gebe es nur noch ein kleines Problem mit der Laufzeit, scherzte der BVB-Sportdirektor: "Der Olli möchte gerne fünf Jahre."
Dann wäre er bei Vertragsablauf 36 – ein eher unrealistisches Szenario. Genauso unrealistisch allerdings, wie es noch vor Monaten erschien, dass eine Verlängerung mit ihm überhaupt infrage kommt. "Ich sehe es deshalb auch als Anerkennung, dass so ein Gespräch überhaupt stattfindet", sagt Kirch.
No comments:
Post a Comment