Francesco Graziani ist ein kompetenter Gesprächspartner, wenn es um Angreifer geht. Der 61-Jährige war einer der besten italienischen Mittelstürmer der 70er- und 80er-Jahre, er schoss den AC Turin zum Meistertitel und wurde 1982 mit Italien Weltmeister. Er weiß, wovon er spricht und so hat es ein gewisses Gewicht, wenn er über einen italienischen Angreifer sagt, dass er momentan keinen stärkeren als ihn sehe und dass er im Sommer zur WM fahren müsse - ohne Wenn und Aber.
Der Spieler, für den sich Graziani einsetzt, ist Ciro Immobile vom FC Turin. Der 24-Jährige, dessen Transferrechte zu je 50 Prozent beim FC und bei Juventus Turin liegen, hat sich mit seinen Toren nicht nur in den Fokus von Nationaltrainer Cesare Prandelli, sondern auch von Borussia Dortmund geschossen. Immobile werde "seit einiger Zeit" vom BVB beobachtet, sagte sein Berater Marco Sommella vergangene Woche der Süddeutschen Zeitung, es gebe noch kein offizielles Angebot, aber "Kontakt mit Dortmund".
Wer ist dieser Ciro Immobile? Er ist ein "besonderer" Mittelstürmer, sagte Graziani der Gazzetta dello Sport, "nicht besonders ästhetisch, aber sehr konkret." Immobiles Stil, so Graziani, sei "speziell".
Vorbild: Wayne Rooney
Speziell, aber äußerst effizient. 19-mal hat der Angreifer in der aktuellen Serie-A-Saison bereits getroffen, damit führt er die Torjägerliste an, ohne einen einzigen Elfmeter geschossen zu haben. Zusammen mit Alessio Cerci, der ebenfalls gute Chancen auf die WM-Teilnahme hat, hat er Torino in die Nähe der Europa-League-Plätze geschossen; 32 der 49 Torino-Tore gehen auf das Konto des erfolgreichsten Sturmduos Italiens.
Immobile ist nicht der klassische Mittelstürmer, der im Strafraum auf den Ball wartet. Er geht lange Wege und liebt es, weit vor dem gegnerischen Strafraum in die Offensivaktionen eingebunden zu werden - gerne auch mit dem Rücken zum Tor. Wie ein junger, lauffreudiger Stier, der aus allen Lagen schießt. "Das Bild eines 'torello' (junger Stier, Anm. d. Red.) gefällt mir", sagt Immobile, "es steht stellvertretend für meine Spielweise." Auch deshalb bezeichnet er Wayne Rooney als sein Angreifer-Modell.
"Nur Inzaghi war so stark"
Immobile, der nicht der begnadetste Techniker ist und von seinem Instinkt lebt, setzt nach einem schweren Jahr in Genua (nur fünf Tore in 33 Spielen) nun das fort, was er vor zwei Spielzeiten in der 2. Liga in Pescara begonnen hat. 28 Tore hatte er damals unter Offensiv-Guru Zdenek Zeman erzielt, zusammen mit Marco Verratti (heute Paris St. Germain) und Lorenzo Insigne (heute Napoli) verzauberte er Fußball-Italien. "Zeman war ein Meister in allen Belangen", sagt Immobile, "von ihm habe ich viel gelernt."
Zeman habe Immobile wie einen Rohdiamanten geschliffen, erzählte Pescaras damaliger Sportdirektor Daniele Delli Carri, der den Stürmer an die Adria geholt hatte. Heute sei Immobile ein kompletter Stürmer, sagt Delli Carri, "nur Pippo Inzaghi war mit 24 Jahren so stark."
Seine Prognose: Wenn er das Zusammenspiel mit seinen Teamkameraden verbessert, wird er ein ganz Großer. Die Wette gilt.
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