Saturday, April 12, 2014

BVB sucht den Lewandowski-Ersatz

Dzeko? Drmic? Ibrahimovic?

Ersetzen könne man Robert Lewandowski ohnehin nicht, heißt es in Dortmund. Trotzdem wird eifrig diskutiert, wer im kommenden Jahr beim BVB stürmen soll, wenn Lewandowski das Münchner Trikot trägt. Ein Geheimfavorit könnte aus Italien kommen.

Ob Robert Lewandowski an diesem Samstag ein letztes Mal in München im Trikot von Borussia Dortmund spielt oder ob ihn sein Trainer Jürgen Klopp lieber für das Pokal-Halbfinale am Dienstag schont - man wird es bis kurz vor Anpfiff nur ahnen können. Aber die Frage verblasst vor der viel größeren, die sich für Dortmund schon die ganze Saison über auftürmt: Wie ersetzt man einen wie Lewandowski? Einen, der sich in seiner letzten Saison beim BVB in die Zweikämpfe wirft, als hätte er gerade bei Dortmund einen neuen Neunjahresvertrag unterschrieben. Wer soll in diese Schuhe passen?

In Dortmund wissen sie das auch nicht genau. "Ersetzen", sagt Borussias Chef-Scout Sven Mislintat, "kann man Lewy sowieso nicht. Ich halte ihn mit seiner Spielweise für ein Einzelstück." So und ähnlich ist es in Dortmund andauernd zu hören. Vom Vorstandsboss, vom Sportdirektor, vom Trainer - oder von Mitspielern wie Marco Reus. Nach dem 0:3 im Champions-League-Spiel bei Real Madrid, als Lewandowski gesperrt war, klagte Reus: "Robert ist einfach nicht zu ersetzen." Kollege Mats Hummels urteilte: "Robert ist einer der drei besten Stürmer der Welt."

Der Pole geht ablösefrei zu Bayern München, weil sein Vertrag im Sommer ausläuft. Geld haben sie in Dortmund für den Ersatz - nur nicht so viel, wie man das bei einem Champions-League-Viertelfinalisten denken könnte. Dortmund hat jüngst endlich die Verpflichtung von Adrian Ramos verkündet, kolumbianischer Nationalspieler, bisher bei Hertha BSC, in der Bundesliga-Torjägerliste mit 16 Treffern derzeit gleichauf mit Lewandowski.

Aber Ramos als Nachfolger? Nein, das wollen sie in Dortmund so nicht sehen, auch wenn sie neun Millionen Ablöse für den 28-Jährigen hinblättern. Intern hört man, Ramos sei eher als Back-Up gedacht, als Sicherheitsoption - weil man sowieso keinem einzelnen Stürmer zutraut, eine Saison so pausenlos durchzuspielen wie Lewandowski.

"Mit dem Rücken zum Tor, beim Bällefestmachen, ist er der beste Stürmer der Welt": So beschreibt BVB-Scout Mislintat das Profil von Lewandowski. Ramos kann das auch, aber die genaue Analyse der Scouting-Abteilung hat ergeben, dass er dafür mehr Platz braucht. Ramos spielt die Bälle bei der Annahme ein wenig zur Seite, um sich Platz zu verschaffen. Das führt häufiger zu Ballverlusten. Lewandowski kann den Ball auf der Stelle behaupten, wie eingemauert. Manche sagen, allenfalls ein Panzer könne ihn vom Ball trennen.

So geht es in die Details einer Stürmer- suche, die zur Wissenschaft wird, sobald man sich in den finanziellen Sphären bewegt, in die Dortmund mit seinen Champions-League-Auftritten geraten ist. Wer dort zuletzt im Finale war und in der laufenden Saison unter den besten Acht, der wird nun überall höher taxiert. Von Klubs, von Spielern, von Beratern. Auch wenn Dortmund gewiss keine 50 Millionen Euro für einen aufbringen kann, der ein ähnliches Preisschild am Kragen hat wie der polnische Nationalspieler, der 2010 für 4,75 Millionen Euro von Lech Posen zum BVB kam und seinen Marktwert verzehnfacht hat.

Die Liste der Kandidaten ist lang. Wie immer, wenn keiner so richtig passt. Die erste Idee war Edin Dzeko. Der will weg von Manchester City, war einst schon Torschützenkönig in Wolfsburg, spricht Deutsch, hat zuletzt 21 Tore in Pflichtspielen gemacht - aber vor allem: Er ähnelt Lewandowski in seiner Spielweise. Aber Dzeko kommt nicht. Er verdient bei den Scheichs hinter den Citizens angeblich um die 13 Millionen im Jahr. Dortmunds Obergrenze lag bisher bei fünf Millionen. "Ein Spieler, der auf so viel Geld verzichtet", sagt BVB-Vorstandschef Hans-Joachim Watzke, "wird nicht zufrieden bei uns sein - selbst wenn er sich auf so etwas einließe."

Realistischer wäre Josip Drmic. Der Schweizer hat beim 1. FC Nürnberg schon 15 Saisontore gemacht - und das mit 21, in seiner ersten Bundesliga-Saison. "Pfeilschnell, im Strafraum unglaublich handlungssicher, Offensivkopfball besser als Lewandowski, technisch ähnlich stark", dürfte in den Notizen über ihn stehen. Stiege Nürnberg ab, wäre Drmic angeblich für festgeschriebene fünf Millionen Euro zu haben. Bleibt Nürnberg drin, und davon gehen sie in Dortmund aus, wird man das Talent kaum bekommen.

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